Urtikaria
Rezidivierende Urtikaria, auch bekannt als Nesselfieber oder Nesselsucht, ist eine sehr häufige dermatologische Erkrankung des Pferdes. Die Hautveränderungen treten plötzlich auf und können innerhalb eines Tages wieder verschwinden. In manchen Fällen aber bleiben die Läsionen über einen längeren Zeitraum bestehen.
Was ist der Auslöser?
Die Pathophysiologie der Urtikaria beim Pferd ist sehr komplex und bis heute noch nicht vollständig geklärt. Urtikaria ist ein klinisches Symptom mit vielfältigen möglichen Ursachen. Sowohl immunologische als auch nicht-immunologische Auslöser können zur Degranulation von Mastzellen und basophilen Granulozyten führen was eine Freisetzung von vasoaktiven und entzündungsfördernden Mediatoren zur Folge hat. Das führt zu einer vermehrten Durchlässigkeit der Blutgefässe, Entzündung und Proteinverlust in der Haut, was letztendlich die typischen Hautveränderungen verursacht.
Am häufigsten treten immunologische Überempfindlichkeitsreaktionen auf injizierte (Medikamente, Insektenstiche), mit dem Futter aufgenommene oder eingeatmete Antigene auf. Weniger häufig sind physikalische Auslöser wie Hitze, Kälte oder Druck die Ursache einer Urtikaria. Aber auch vermehrte Belastung und ungeklärte idiopathische Auslöser konnen zu einer Urtikaria führen.
Symptome?
Typische Symptome sind die plötzlich auftretenden ödematösen Quaddeln auf der Haut und/oder der Schleimhaut. Diese Quaddeln sind meistens flache, steil abfallende Knoten verschiedenen Durchmessers, die beidseits symmetrisch an Hals, Körper und den oberen Gliedmaßen auftreten. Sie können aber auch in der Form von kreisrunden oder Schlangenlinien-ähnlichen Quaddeln, linear, nässend oder, wenn mehrere Quaddeln zusammenfliessen, als sogenannte “giant wheals” auftreten. Sie variieren in der Größe von ca- 0.5 cm bis zu 15 cm. Die Quaddeln sind typischerweise gut eindrückbar und der Fingerabdruck bleibt einige Sekunden in der Haut bestehen. Juckreiz kann begleitend vorkommen, während hingegen Haarausfall untypisch ist und nur bei nässenden Quaddeln auftritt. Quaddeln, die im Bereich der Sattel – oder Gurtlage vorkommen können gemeinsam mit dem lästigen Juckreiz die Pferde unreitbar machen.
Wer ist betroffen?
Von allen domestizierten Tieren kommt die Urtikaria bei Pferden am häufigsten vor. Alle Altersklassen können betroffen sein, jedoch sind Pferde in einem Alter von 1-10 Jahren am häufigsten betroffen. Es ist keine Geschlechts-Prädisposition bekannt. Vollblüter und Araber zeigen häufiger Urtikaria bedingt durch eingeatmete Antigene.
Beim Pferd kann nur sehr schwer zwischen akuter und chronischer Urtikaria unterschieden werden. Beim Menschen liegt eine rezidivierende Urtikaria vor, wenn die Urtikaria mindestens 2 Mal pro Woche über 6 Wochen auftritt. Beim Pferd wurde erst kürzlich das mindestens 2-malige Auftreten einer Urtikaria oder das Wiederauftreten einer Urtikaria nach Kortison-Therapie als rezidivierende Urtikaria definiert
Obwohl die meisten Pferde mit Urtikaria sehr gut auf den Einsatz von Kortison oder Antihistaminen reagieren, zeigen sie häufig, wenn die Ursache der Urtikaria nicht eliminiert werden kann, ein Rezidiv sobald die Therapie beendet wird.